Geschichten, Glossen, Satiren, Humor, Unsinn, Erleuchtung - ich lache auch für Kalauer

Dienstag, 21. August 2012

Der Name der Melone und die Vorteile freier Marktwirtschaft


Heute habe ich eine namenlose Melone gegessen. Manche Melonen haben einen Namen, andere nicht. In Turkmenistan wurde eine Honigmelone auf den Namen Arkadag getauft. Das heißt Beschützer und ist - wie sollte es anders sein - der Beiname des beinahe allseits beliebten Präsidenten Gurbanguli Berdimuchamedow. Weil eine Honigmelone selten alleine kommt, wurde auch eine Wassermelone nach ihm benannt. Sie heißt schlicht „Präsident“. 

Es zeichnet Diktatoren aus, einen absurden Personenkult zu treiben. Berdimuchamedows Vorgänger, Saparmurat Nijasow, nannte sich Turkmenbashi, Vater aller Turkmenen, oder auch Diamantkranz des Volkes. Als er sich auf Rat seiner Ärzte das Rauchen abgewöhnen musste, erließ er ein allgemeines Rauchverbot in der Öffentlichkeit. 

Die Kims in Nordkorea bezeichnen sich als Sonne, ewige Präsidenten, ewige Führer der Partei und ewiger Gesichtsausdruck über drei Generationen hinweg.

Besonders blühend und blähend waren die Beinamen des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu: Großer Kommandant, Titan der Titanen, glorreiche Eiche aus Scorniceti, Sohn der Sonne, unser irdischer Gott, Genie der Karpaten, der Auserwählte. 

Bei uns heißen Herrscher Mutti oder Birne – Merkel oder Kohl. Doch kein Bauer käme auf die Idee, seine Birne Helmut zu nennen und kein Kind würde seine Mutter Merkel rufen. Vorbei sind die Zeiten absoluter Herrscher in Deutschland und in Bayern. Franz Josef Strauß ist schon lange tot und Helmut Schmidt konnte seinerzeit nicht einmal die allgemeine Rauchpflicht durchsetzen.

Kein Mensch möchte vom Pfirsich Sigmar Gabriel essen oder das Hefeweizen Horst Seehofer trinken. Das ist vielleicht die größte Errungenschaft freier Marktwirtschaft: Eine Pflaume mit Namen Angela oder ein Radieschen Rösler blieben in den Regalen liegen, bis sie schimmelten und eine neue Regierung an der Macht ist. 

Freitag, 15. Juni 2012

Jogi Löws Freudentanz beim Holland Spiel: Was wirklich geschah

 Warum der Freudentanz von Jogi Löw beim Holland Spiel?

1. Gomez brachte seine Frisur in Ordnung
2. Es fiel ein Tor
3. Hansi Flick hat einem Balljungen den Ball weggestupst
4. Ein Balljunge hat Hansi Flick weggestupst
5. Der Eismann kam mit einer Portion Vanille - Stracciatella
 


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Ihr MBW

Donnerstag, 3. Mai 2012

Der Brasilianer in mir


Die Dame meines Herzens kann vieles, aber vielleicht am besten kann sie Dinge im Voraus planen. Tage, Wochen, Monate, wenn nicht gar Jahre. Sie hat den ewigen Kalender im Kopf und alle wichtigen Termine im Blick. Es würde mich nicht wundern, wenn sie für den 16. Mai 2014 einen Ausflug geplant hätte, an einen Ort, von dem ich bisher noch nicht einmal weiß, dass es ihn gibt. Sie weiß es.

Sie denkt, das sei normal und ihr Verhalten mir gegenüber schwankt zwischen Unglaube und Mitleid, wenn ich wieder einmal keine Ahnung habe, auf welchen Wochentag ein bestimmtes Datum fällt oder wie viele Tage es noch sind, bis zur Einschulung ihres Neffen dritten Grades. Dabei kann auch ich äußerst penibel sein. Wenn zum Beispiel eine Schublade offen steht, werde ich unruhig und nervös. Ich kann nicht mehr klar denken, bis die Schublade geschlossen wurde und so die Ordnung der Dinge wieder hergestellt ist. Immerhin ist es mir egal, ob das an einem Dienstag oder Mittwoch geschieht. Hauptsache, die Schublade wird geschlossen. Und zwar sofort.

Inzwischen wurde bekannt, dass der französische Präsidentschaftskandidat François Hollande Türen von Zimmern und Schränken offen stehen lässt. In meinem ganz persönlichen Land wäre das ein Skandal, aber die Franzosen sind ja sowas von nonchalant. Sie sagen ohlala, comme çi, comme ça und schauen lediglich nach, wessen Unterwäsche im Schrank liegt und ob Minderjährige im Zimmer sind. Da könnten wir Deutschen uns eine Baguettescheibe von abschneiden, vorausgesetzt, das Baguette wurde aus Dinkelmehl gebacken oder sonstwie eingedeutscht und hat somit die Berechtigung zur doppelten Staatskörnerschaft erhalten.

Was dem Franzosen sein Baguette, ist dem Deutschen sein Terminkalender: Er trägt ihn stets bei sich. Die Dame meines Herzens ist eine Virtuosin des Terminkalenders. Ich glaube, sie nimmt an geheimen Wettbewerben teil, bei denen Menschen darum eifern, wessen Kalender mehr Einträge und kryptisches Gekritzel vorzuweisen hat. Ich hoffe, dass sie nicht plant, mich in diese Kreise einzuführen. Ich wüsste nicht, wann ich für so etwas Zeit hätte.

Dabei gibt es für alles eine Zeit und ein jegliches hat seine Zeit, wie es im Buche des Predigers Kohelet 3, 1-8 heißt. Das Raum-Zeit-Kontinuum hingegen besagt, dass, wer an der Zeit schraubt, auch den Raum verändert oder anders ausgedrückt: Die Dame meines Herzens und ich sind vielleicht in unterschiedlichen geistigen Räumen heimisch.
Der Schriftsteller João Ubaldo Ribeiro verließ 1990 den Raum seiner Heimat Brasilien, um für ein Jahr in Berlin zu leben. Vollkommen seltsam erschienen ihm die genauen Zeitvorstellungen der Deutschen, ihr fester Glauben, sich über die Zukunft Gewissheit verschaffen zu können, ihre Ernsthaftigkeit, mit der sie Termine vereinbaren. Ribeiro schrieb, dass ein Brasilianer die Frage, was er zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft machen werde, schlichtweg nicht begreifen könne. Die Brasilianer hätten, laut Ribeiro, meistens nicht die geringste Vorstellung davon, was sie in der nächsten halben Stunde oder gar am nächsten Tag tun werden und das deutsche Verständnis von Planbarkeit sei für einen Brasilianer absurd und sinnlos. Jetzt weiß ich: In mir lebt ein Brasilianer. Ein Brasilianer, der auf geschlossene Schubladen besteht. Ich muss das nur noch der deutschen Dame meines Herzens beibringen. Mal schauen, wann sie einen Termin für mich hat...

Montag, 23. April 2012

Frühlings Schlummern

Es ist soweit. Die Natur erwacht, Blüten blühen, Murmeltiere beenden ihren Winterschlaf und die Menschen hasten nicht mehr durch die Straßen. Gemächlich schlendern sie und werfen wohlwollende Blicke auf die Reize des anderen Geschlechts. Die Heuschnupfler reiben sich die Augen und die Zecken beziehen Stellung.

Noch ist es kühl, aber der Frühling kommt, und er wird große Anforderungen an uns stellen. Das Fahrrad sollte instand gesetzt und der Balkon neu bepflanzt werden. Alte Kleider müssen aussortiert, neue gekauft und Zehennägel akkurat geschnitten werden.

Das soziale Umfeld erwartet eine gewisse Frühjahrsmüdigkeit. In Kneipen hört man Gespräche wie: “Nicht müde? Bist du krank, gehts dir nicht gut?” Laut Frühjahrsmüdigkeitsaufsichtsbehörde sollte dieses Problem aber spätestens Ende April durchstanden sein.

Dann wollen wir gesund leben und spazieren gehen, in die Wälder, über die Felder, vorbei an aufdringlichen, leinenlosen Hunden, umschwärmt von liebestollen Bienen.
Endlich kann man bei noch viel zu kühlen Temperaturen mit zugeknöpften Jacken in Straßencafés sitzen und zusehen, wie die Sonne hinter der nächsten Häuserzeile verschwindet. Wir sehnen uns nach draußen, wollen vom Dunkel ins Helle treten, das Alte abstreifen, uns erneuern. Jetzt soll das körperlich-geistig Ganze auf Vordermann gebracht und die Strandfigur anvisiert werden.

Wer hat sich die letzten kalten und tristen Monate nicht vergangen an Süßem und Fetten? Der werfe den ersten Salat. Jetzt kommt Gesundes auf den Tisch. Vitamine, Mineralstoffe und Rhababersaft, dazu ein Calciumcocktail zur Vorbeugung gegen Sonnenallergie. Zur Optimierung unserer körperlichen Anmut treiben wir Sport - moment, übertreibe ich da nicht ein wenig? Würden wir gerne Sport treiben. Der eine mehr, der andere weniger, und ich vermute, es gibt Menschen, die sich dazu nicht aufraffen können. Für die Betroffenen habe ich auf der Homepage der Apotheken Rundschau Trost gefunden. Dort las ich einen Bericht über das Verbrennen von  Kalorien im Alltag.

 Es wird darauf hingewiesen, dass “mehr Bewegung” nicht zwangsläufig “mehr Sport” bedeuten muss, und dass man zum Beispiel durch Bügeln oder Einkaufstüten tragen Kalorien verbrennen kann. 

Wunderbar, dann gehe ich jetzt in die Stadt, kaufe zwanzig Hemden und bügele sie anschließend. So werde ich ca. 100 Kilokalorien den Garaus machen. Wenn ich beim Einkaufen Treppen steige, auf dem Nachhauseweg ein wenig bergauf gehe und nach dem Bügeln den Müll runter bringe, die Fenster putze und staubsauge, verbrate ich nach grober Schätzung weitere 400 Kilokalorien.  So könnte ich ewig weiter machen, es gibt immer genug zu tun.

In Wirklichkeit aber frage ich mich, wer aufgrund der banalen Erkenntnis, dass man bei allen Bewegungen irgendwie auch Kalorien verbrennt, erst anfängt, sich überhaupt einmal zu bewegen - und wie dessen Leben davor aussah. Vielleicht ist für manche der Gang von der Couch zum gedeckten Tisch schon eine große Leistung und eine noch größere, vom Tisch wieder weg zu kommen. Wie dem auch sei, jeder Schritt tut gut und jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne.

Uns bleibt zu hoffen, dass der sogenannte Frühlingsanfang nicht nur ein fauler Zauber war - und dass es bald wirklich los geht.

Donnerstag, 22. März 2012

Heiße Göre iPad

Verwendung einer frühen Version des neuen iPads
Die Blendung Simsons
Rembrandt van Rijn, 1636
Öl auf Leinwand, 205 cm × 272 cm
Städel
Quelle: wikipedia

Das neue, stechend scharfe iPad soll Blinde sehend machen und die Sehenden bis zur Erblindung blenden. Außerdem kann es sich auf 47 Grad Celsius erhitzen und sodann als Heizdecke verwendet werden.
Folgende aktuelle Apps stehen zur Verfügung:

iTitanen- und Zyklopenblender
iSpiegeleibräter
iStövchen
iFegefeuer und Hexenverbrenner
und iEmergency für den schnellen Abgang, falls die Sache zu heiß wird.

Die nächste, kommende Generation des iPad soll vorwiegend als Tauchsieder verwendet werden.


Samstag, 17. März 2012

Affentheater und Rock 'n' Roll


Es ist mächtig was los im Frankfurter Zoo. 
Gaby ist da, Gaby ist der Star.
Knopfgroße schwarze Augen, rosa Lippen und Nase, dunkelbraunes Fell: Ein Klammeraffenknäuel, das von seiner Mutter nicht angenommen wurde und nun an der Flasche eines Pflegers hängt.

The Godfather of Verstoßene Tierbabies war bekanntlich Knut, der süßeste Eisbär seit Erfindung der Tierpfleger. Als Baby geliebt, als Kind verlassen, als junger Erwachsener von alten, zottigen Weibern gemobbt, ins Wasser geplumpst und tot. Ein kurzes, intensives Leben. 
Dem feisten Capitano der Costa Concordia, Signore Schettino, wäre das nicht passiert. Wenn der stolpert, fällt er in ein Rettungsboot. Doch das ist ein anderes Thema. Zurück in den Frankfurter Zoo.

Auch Shakira hat ein Junges zur Welt gebracht. Das Geschlecht des Babys kann noch nicht bestimmt werden, aber falls es ein Mädchen ist, wird es Emma, und falls es ein Junge ist, wird es Emanuel heißen. Mutter Shakira gehört wie Gaby zur Gattung der Goldstirn-Klammeraffen, die bekanntlich u.a. in Kolumbien leben, aber bei uns bisher nicht in ihrer Eigenschaft als Latino-Stars bekannt geworden sind.

Obwohl Affendame Shakira beim Hüftewackeln ihrer singenden, ebenfalls aus Kolumbien stammenden Namensvetterin in nichts nachstehen dürfte, füllt sie damit keine Stadien und erhält auch keinen Plattenvertrag. 
Ins Fernsehen könnte sie es schaffen.
Legion sind mittlerweile Sendungen wie "Eisbär, Affe & Co.", "Känguruh, Gnu und Lurch", "Braunbär, Wellensittich, Kakerlake" oder wie sie alle heißen.
Es ist gut, dass es solche Sendungen gibt, in denen ganz normale Tiere in ihrem ganz normalen Alltag gezeigt werden. Pfleger inbegriffen. Wir lernen dabei, dass Zoos ursprünglich für Tierpfleger gebaut wurden und als es diesen langweilig wurde, füllte man die leer stehenden Gehege nach und nach mit Tieren aus aller Welt. Als es wiederum den Tieren langweilig wurde, bot man ihnen Schminck- und Benimmkurse sowie Catwalk-Training an. Die Pfleger bekamen Unterricht in Dialekt und einheitliche Kleidung. Dann holte man das Fernsehen.
„Deutschland sucht den Superaffen“ oder „Germany’s next Topanimal“ werden folgen. Rückblickend wird man irgendwann sagen: 
Früher, in den Rock’n’Roll-Zeiten der Zoologischen Anlagen, da gab es noch richtige Stars, wie Knut, Flocke, Daseep, Heidi, das schielende Opossum, Lola, das Elefantenmädchen – und vielleicht auch Gaby.
Das Zeug dazu hat sie.
Fotos von Gaby gibt's u. a. hier:
Gaby in der Frankfurter Rundschau

Dienstag, 31. Januar 2012

Ich lache auch für Kalauer

Wie bereits erwähnt, lache ich auch für Kalauer – und gleich werde ich auf einen wirklich einfältigen solchen zu sprechen kommen, den regelmäßig zu denken, ich mir nicht abgewöhnen kann.

Doch zunächst zu einer anderen müßigen Frage:
Wird es von Anfang an vertraglich fest gelegt, dass ein Tagesschau-Sprecher irgendwann auch eine Fernsehsendung moderieren darf? Oder muss er? Ist es ein Zwang oder eine Freude?

Jens Riewa führte durch die „Deutsche Schlagerparade“, Eva Hermann brachte uns die „Schlagerparade der Volksmusik“ näher, Judith Rakers talked in „3nach9“ und Jan Hofer rockt das „Riverboat“.
Und Marc Bator? (Es naht der Kalauer...) Der junge Mann mit den blauen Augen? Ich hätte mir von Wetterfee Claudia Kleinert folgende Ansage gewünscht: „Morgen überwiegend sonnig und warm und jetzt im Anschluss Marc Bator live aus Ulan Bator mit dem Mongolenstadl“.

Doch dann erfuhr ich, dass Marc Bator die Sendung „Mein gutes Recht“ moderiert und nicht aus der inneren Mongolei stammt. Zu Marc Bator und „Mein gutes Recht“ heißt es auf wdr.de: „Er fragt kritisch nach, wenn Rechtsfälle unverständlich und langwierig sind“.
Ich frage mich, seit wann die Hauptstadt der Mongolei offiziell nicht mehr Ulan Bator sondern Ulaanbaatar heißt und ob wir bald von Maarcbaatar das neuste vom Tag erfahren.

Wie auch immer, Ihr gutes Recht, vereehrte Leser und Leserinnen, ist es, jetzt noch zu erfahren, was ich kürzlich gesehen habe: Eine Hör-CD mit dem Titel „Auf der Suche nach Reinhardt und Nähe zu Gott“.
Auch wenn mir dieser Satz grammatikalisch etwas verkrüppelt vorkam, hat er mich in seiner Dringlichkeit berührt. Ich wollte unverzüglich nach Reinhardt suchen, der, wer immer er auch sei, irgendwie verbunden sein sollte mit Gottes Nähe. Ich nahm das Hörbuch in die Hand um mehr zu erfahren – da zerfiel die Poesie in Prosa und aus Reinhardt wurde Reinheit. Der Untertitel: „Waschung, Opfer, Fegefeuer“. Weiter heißt es: "Reinheit ist in allen Religionen die Voraussetzung, um mit Gott, den Göttern und dem Himmel in Verbindung zu treten [...]".
Der gemeine Kalauer, der reiner Unsinn ist, reinigt für einen kurzen Moment von Vernunft und sollte anstelle der katholischen Beichte ritualisiert werden. Den passenden Kalauer hierzu erspare ich Ihnen und möchte zum Abschluss lieber noch einmal falsch aber sinnig zitieren: 
"Reinhardt ist in allen Religionen die Voraussetzung, um mit Gott, den Göttern und dem Himmel in Verbindung zu treten [...]".
Bis zum nächsten Mal
Ihr MBW

Montag, 23. Januar 2012

Die Welt bleibt ein Mysterium


In Buenos Aires, wo selbst die Mäuse sinnlich Tango tanzen, fliegen Katzen auf anderer Leute Köpfe. 
Zumindest einmal passierte dies, als ein Mann während eines Ehestreites mit einer Katze nach seiner Frau warf, diese aber nicht traf, woraufhin die Katze durch das offene Fenster segelte und auf dem Kopf eines anderen Mannes landete. Wer mehr erschrak, Mensch oder Katze, ist nicht bekannt. 

Bekannt gegeben hat hingegen ein Sprecher der Lufthansa, dass es an der Maschine zu keinerlei Schädigung gekommen sei. An der Maschine wohlgemerkt, die es mit einem Vogel aufgenommen hat. Und so befremdlich, aber am Ende doch relativ bequem, es der Katze auf dem Kopf des Mannes in Buenos Aires vorgekommen sein muss, so befremdlich, aber am Ende doch absolut tödlich muss es für den Vogel gewesen sein, der vielleicht sein Leben lang dachte, das schlimmste, was ihm begegnen könnte, wären fliegende Katzen, und ansonsten unbeschwert durch die Lüfte flog - bis er gegen ein Flugzeug prallte.
Das passiert, wenn zusammen kommt, was nicht zusammen gehört. 
 
Gut zusammen passen DIE LINKE und die SUPERillu. 
Weniger gut eine gewisse Hanna und hr-iNFO. 
Hanna hat eine sinnliche Ausstrahlung und lange schwarze Haare. Sie trägt Strapsen, sitzt in atmosphärischem Ambiente auf einem Bett mit weißem Laken und neben ihr prangt der Schriftzug: "Viele wollen einfach nur reden. Gut zu wissen, worüber."  - Hanna, hr-iNFO Hörerin
Das irritiert mich. Vielleicht ist es ein Druckfehler und müsste Hörherrin heißen. Der SUPERillu wäre das nicht passiert. Auf der Homepage der SUPERillu findet man unter dem Stichwort "Erotik" ein paar "Sexy Girls", die sich auch gerne unterhalten möchten. Zum Beispiel Dasa, von der behauptet wird: "Dasa hat einen Privatparkplatz, wo man auch mal schnell rückwärts hineinfahren kann."
 
Doch zurück zur Linken. Im Interview mit der SUPERillu, dem Blatt mit Ostalgie Garantie, versprach Gregor Gysi, nochmal "volle Kante" geben zu wollen. 
Alleine oder mit anderen?
Ein kleiner Hinweis Herr Gysi: Es muss heißen "sich die Kante geben". Fragen Sie Oskar Lafontaine, der weiß gemeinhin bescheid. 
Die Linke hat’s nicht leicht. Was soll aus ihr werden und wann und mit wem? 
Vielleicht weiß der Verfassungsschutz mehr dazu, aber das interessiert bald niemanden mehr, weil niemand den Verfassungschutz noch ernst nimmt. 
Verlässlicher, zumindest in Bezug auf Epidemien, ist das web 2.0. Laut einer Untersuchung kann man mittels sozialer Netzwerke kommende Seuchen am zuverlässigsten voraussagen. 
Bei Twitter wären dies momentan “Heidi und Seal”, gestern Mittag waren es noch “Guttenberg” und “Unser Star für Baku”. 
In Anlehnung an Andy Warhol kann man sagen: "In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten eine Seuche sein." 
So jagt eine Seuche die andere und das geht dann für Die Linke doch zu schnell. Jeder hat schließlich seine Limitationen. 

Ich, zum Beispiel, war kürzlich bass erstaunt, als ich in einem Artikel der Frankfurter Rundschau folgendes las: “Auch wer aus dem Physikunterricht sonst nichts behalten hat, kennt wenigstens das Ohmsche Gesetz [...]”. 
Das Ohmsche Gesetz - bekannt wie ein bunter Hund, nur ich kenne es nicht. Aber haben Sie schon einmal Katzen fliegen sehen? Die Welt bleibt ein Mysterium.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Dem Wahren, Schönen, Guten


Was ist schon authentisch und wie können wir das Ganze beurteilen?
Und lieben wir Herrn Wulff wie ein Rebornbaby?

Wir werden doch alle mal hinters Licht geführt. Kürzlich wurde bei einem Bericht des ZDF heute-journals der Bildungsdirektor der schweizerischen Gemeinde Könitz, Ueli Studer, interviewt.
An der Wand hinter dem wackren Schweizer hing eine große, gut sichtbare Uhr (wie es sich in der Schweiz gehört, könnte man meinen). Sie zeigte 16 Uhr und drei Minuten an. Man sieht die Wanduhr, den Oberkörper des erzählenden Ueli Studer und seine gefalteten Hände, die auf einem Tisch liegen. 16 Uhr drei. Dann ein Schnitt auf Studers Hände. Seine Armbanduhr ist groß im Bild. Sie zeigt Punkt 16 Uhr.
Wollte das ZDF - Team dem Mann eins auswischen? War es eine kleine, beabsichtigte Bosheit: Seht her, auch in der Schweiz gehen Uhren falsch - oder steckte mehr dahinter?
Der Schnitt auf gefalteten Hände dauerte exakt eine Sekunde, dann kam Studer wieder voll ins Bild, im Hintergrund die Wanduhr, die jetzt 16 Uhr und acht Minuten anzeigte. In einer Sekunde hat diese Uhr fünf Minuten gut gemacht, während die Armbanduhr des Ueli Studer in genau dieser Sekunde zwischen drei und acht Minuten nachging.

Die Auflösung ist einfach. Weder vollzog die Wanduhr Sprünge, noch ging die Armbanduhr nach. Der Regisseur hat lediglich fünf Minuten Redebeitrag des (zugegenenermaßen) nicht gerade flott sprechenden Schweizers heraus geschnitten, und um diesen Schnitt zu kaschieren, hat er ein kleines Zwischenspiel mit gefalteten Händen eingebaut. Was für den Zuschauer wie ein kurzes Atemholen des Sprechenden wirkte, waren in Wirklichkeit fünf Minuten Gerede, die irgendwo im Nirwana verschwunden ist.
Ohne die Uhren, wäre das nie aufgefallen, aber irgendeinen Indikator braucht es immer, damit die Wahrheit ans Licht kommt.

Im Leben ist es oft ein Geben und Nehmen und dabei spielt Ehrlichkeit eine entscheidende Rolle.
Listspinnen-Männchen, zum Beispiel, bringen ihrem zum Sex auserwählten Weibchen ein Geschenk mit. Ohne läuft gar nichts. Das Geschenk sollte ein proteinreiches Insekt sein, eingewickelt in Seide, fertig zum Verspeisen, dargebracht in Demut.
Manche Männchen versuchen zu schummeln und kredenzen ihrer Auserwählten eine bereits ausgelutschte Insektenhülle oder ein Wollknäuelchen.
Die Damen jedoch sind schlau genug, noch während des Geschlechtaktes die Ware zu prüfen - und sobald sie den Eindruck haben, betrogen worden zu sein, beenden sie jegliches Liebesspiel auf der Stelle. Davon, dass ein Männchen freiwillig zurück getreten wäre, hat man noch nichts gehört.
Dennoch gilt: Wer keine echte Ware liefert, verpasst den Höhepunkt.

Einer ganz andere Art von Unechtheit bin ich in der Vorweihnachtszeit über den Weg gelaufen (also ungefähr zu der Zeit, als erste Vorwürfe gegen unseren Bundespräsidenten erhoben wurden).
Rebornbabys. Wer sie nicht kennt, sollte diesen Begriff einmal googeln und sich die zugehörigen Bilder anschauen. Es wird ihn schütteln. Rebornbabys sind Puppen, die aussehen wie lebendige Babies, soviel wiegen wie lebendige Babies und so untot wirken wie eine reziprok geliftete Zsa Zsa Gabor.  
Sie erhalten Namen und man kann sie inklusive Geburtsurkunde kaufen oder auch adoptieren. Es gibt Menschen, die eine solche Puppe exakt so behandeln, als wäre es ihr echtes Baby aus Fleisch und Kautschuk.
Diese Menschen schauen einem leblosen Gegenstand ins schauderhaft real wirkende Gesicht und fühlen dabei echtes Leben - und nur böse Menschen würden behaupten, sie schwindelten sich was vor.

Und weil es jetzt so gut passt, möchte ich die eingangs gestellte Frage beantworten, wie ich es mit Wulff halte.
Ich meine, er sollte nicht zurücktreten.
Christian Wulff ist der Bundespräsident, den wir verdient haben. Er repräsentiert aufs Beste einen weit verbreiteten Typus unserer Zeit: den sanften Karrieristen mit Schwiegermutterbonus; den Vorteilsnehmer mit wenig Stil, der nicht einmal besonders niederträchtig ist, nur halt eben unverschämt; der keine Eier hat, Konsequenzen zu ziehen; der Schuld bei anderen sucht, der Kanten haben will aber konturlos ist und ansonsten jammert und sich als Opfer sieht. Dieser Präsident kann als abschreckendes Beispiel für unsere Kinder herhalten. Und wir können uns bis 2015 überlegen, welche wirklich integere, souveräne Persönlichkeit das Amt übernehmen könnte.
Die bleibenden dreieinhalb Jahre werden wir Wulff noch ertragen können - und falls er wirklich dazu gelernt hat, ist er vielen anderen möglichen Kandidaten immerhin diesen einen Schritt voraus.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Was erlaube Wulff? Die Affäre in Worten des Fußballs

Das zweifelhafte Benehmen unseres Bundespräsidenten beschäftigt auch die Welt des Sports. "Was passiert, wenn wir Europameister werden? Müssen wir dem dann die Hand geben?" Fragen sich viele. 
Durch Zufall - oder auch gewollte Indiskretion - wurde mir ein Dokument mit Kommentaren verdienter Fussballer zugespielt und ich vermute, es wird dabei zum Fall Wulff Stellung genommen.
Auch wenn es mir nicht vollständig möglich war, die zum Teil erschreckend klarsichtigen Aussagen auf ihre Quellen hin zu überprüfen, möchte ich sie hier wiedergeben:

"Do is halt scho au der Konkurrenzdruck zu niedrig. Da fehlt das Leischtungsprinzip." (angeblich Jogi Löw)

"Wulff oder Käßmann - Hauptsache jemand aus Hamburg" (vermutlich Andreas Möller)

"Ein Christian Wulff sollde sich nicht die Budda vom Brod von solchen die wo's auch nicht ehrlicher sind, streichen lassen." (unbekannter Fussballphilosoph). Im Geiste Lothar Matthäus'  möchte ich hinzufügen: Und vor allen Dingen jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken!

"Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." (Andreas Brehme)

"Das wird alles von den Medien hochsterilisiert." (Bruno Labbadia)

"Was seine Frisur betrifft, da bin ich Realist" (angeblich Rudi Völler)

"Die Situation ist aussichtslos, aber nicht kritisch"(Stefan Effenberg)

"Ein Bundespräsident ist nicht ein Idiot" (evtl. Giovanni Trappatoni)

"Die junge Generation ist total versaut, die können sich ja nicht mal allein eine Wohnung suchen oder am Landratsamt anmelden" (Werner Lorant)

"Christian siehte aus wie Flasche leer. Er hat fertig!" (Giovanni Trappatoni zugeschrieben)