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Dienstag, 21. August 2012

Der Name der Melone und die Vorteile freier Marktwirtschaft


Heute habe ich eine namenlose Melone gegessen. Manche Melonen haben einen Namen, andere nicht. In Turkmenistan wurde eine Honigmelone auf den Namen Arkadag getauft. Das heißt Beschützer und ist - wie sollte es anders sein - der Beiname des beinahe allseits beliebten Präsidenten Gurbanguli Berdimuchamedow. Weil eine Honigmelone selten alleine kommt, wurde auch eine Wassermelone nach ihm benannt. Sie heißt schlicht „Präsident“. 

Es zeichnet Diktatoren aus, einen absurden Personenkult zu treiben. Berdimuchamedows Vorgänger, Saparmurat Nijasow, nannte sich Turkmenbashi, Vater aller Turkmenen, oder auch Diamantkranz des Volkes. Als er sich auf Rat seiner Ärzte das Rauchen abgewöhnen musste, erließ er ein allgemeines Rauchverbot in der Öffentlichkeit. 

Die Kims in Nordkorea bezeichnen sich als Sonne, ewige Präsidenten, ewige Führer der Partei und ewiger Gesichtsausdruck über drei Generationen hinweg.

Besonders blühend und blähend waren die Beinamen des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu: Großer Kommandant, Titan der Titanen, glorreiche Eiche aus Scorniceti, Sohn der Sonne, unser irdischer Gott, Genie der Karpaten, der Auserwählte. 

Bei uns heißen Herrscher Mutti oder Birne – Merkel oder Kohl. Doch kein Bauer käme auf die Idee, seine Birne Helmut zu nennen und kein Kind würde seine Mutter Merkel rufen. Vorbei sind die Zeiten absoluter Herrscher in Deutschland und in Bayern. Franz Josef Strauß ist schon lange tot und Helmut Schmidt konnte seinerzeit nicht einmal die allgemeine Rauchpflicht durchsetzen.

Kein Mensch möchte vom Pfirsich Sigmar Gabriel essen oder das Hefeweizen Horst Seehofer trinken. Das ist vielleicht die größte Errungenschaft freier Marktwirtschaft: Eine Pflaume mit Namen Angela oder ein Radieschen Rösler blieben in den Regalen liegen, bis sie schimmelten und eine neue Regierung an der Macht ist.